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Wie ein Abguss entsteht:

Bronzeguss - Modell - Abgusstechniken - Formen-Material - Probleme - Patinieren


1. Die untenstehende Dokumentation beschreibt, wie ein Abguss einer Skulptur entsteht.
Es ist zu beachten, dass es sich hierum eine Einführung handelt. Trotzdem aber, sind brauchbare Ergebnisse relativ schnell zu erreichen und der Aufwand lohnt sich bestimmt. ivo@thinknact.com

Wie ein Abguss entsteht:
Es gibt weniger aufwendige Abgusstechnicken als die hier aufgezeigte. Sie ist aber sehr universell, lassen sie sich nicht abschrecken, es gibt einfachere Techniken.

Schritt für Schritt

Das Modell

Natürlich benötigen sie erstmals ein Objekt das sie abgiessen möchten. An Modellen mangelt es selten, denn das Abgiessen macht weniger Spass, als das Erstellen von Objekten.
Die nebenstehende Skulptur in noch feuchtem Ton eignet sich relativ gut - wenn auch nicht ganz einfach.
Die erste Schicht - Haushaltfolie

Zuerst verpacken sie die Skulptur in eine Schicht handelsüblicher Frischhaltefolie. Diese Folie schützt die Figur vor den nächsten Schichten, die wir auftragen werden. Da die nächste Schicht wiederum Ton ist, verhindert die Folie ein zusammenkleben.
Die zweite Schicht - handelsüblicher Ton

Nun wird die in die Folie verpackte Tonskulptur mit einer Schicht Ton eingepackt (ca. 1 - 2 cm). Dieser Tonmantel wird später durch die Abgiessmasse ersetzt (z.B. Silikon).
Achten sie darauf, dass sie den Ton glatt verstreichen. Sie müssen mittels dieses Mantels sämtliche Unterschneidungen eliminieren. Auf allen vier Seiten und oben wird ein kleines Loch (ca. 1cm) wieder aus dem Mantel geschnitten. Diese dienen später der Positionierung bei den weiteren Schritten. Wenn Sie unten weiterlesen, werden Ihnen die Bedeutung dieser "Abstandhalter" klar.
Ganz oben formen Sie einen Kanal, der grosszügig sein darf (auf dem Bild nicht ersichtlich, aber auf den folgenden).
Die dritte Schicht - Die Stützform aus Gips

Wenn die Tonschicht geschlossen ist, setzen sie dünne Metallplättchen zu einem Kragen durch die Hälfte der Form. Bei diesem Beispiel wurde dieser Kragen behelfsmässig mit Spielkarten gebildet (es hat funktioniert). Dann streichen sie ein mindestens 2 cm dicke Schicht Gips über die Tonform. Achten Sie darauf, dass die oben erwähnten Löcher (Abstandhalter) ebenfalls sauber mit Gips gefüllt werden.
Nachdem die erste Hälfte des Gipsmantels erstellt wurde, erledigen sie die zweite Seite.

Die beiden Gipshälften müssen danach wieder entfernt werden, ohne dass der Gipsmantel dabei zerstört wird. Dies funktioniert nur, wenn alle Unterschneidungen in der Tonschicht eliminiert wurden. Möglicherweise müssen sie den Gipsmantel in mehr als zwei Hälften teilen.

Enfernen der Schichten

Jetzt öffnen Sie die Gipsschale wie auch den Tonmantel. Der Gipsmantel wird weiter benötigt, während der Tonmantel zerstört werden darf, denn dieser wird nicht mehr gebraucht.

Das Giessen der Form

Wenn Sie den Ton und die Folie vom Modell entfernt haben, stellen sie das Modell auf eine Platte. Vorsichtig legen sie den Gipsmantel um die Figur. Die erwähnten Abstandhalter (Löcher) sorgen dafür, dass das Modell wieder genau an der selben Position ist, wie zu Beginn.
Nun wird die Kontaktstelle der beiden Gipshälften abgedichtet und auch dort, wo der Gipsmantel den Boden berührt (z.B. mit Ton).
Der Gipsmantel ist der "Giesskasten". Nun wird von oben die Giessmasse geschüttet. Sie füllt die Luft zwischen dem Gipsmantel und der Figur aus und wird so zur eigentlichen Form.

 

Die Form ist fertig

Nachdem Trocknen (evt. erkalten) der Giessmasse, verfügen Sie über die Form, die eigentlich dem Tonmantel entspricht, aber alle Details des Modells abzeichnet (Negativ). Diese Form können sie im Hintergrund gut erkennen.
Nun können Sie sich daran machen, soviele Abgüsse zu erstellen, wie sie wünschen. Wenn Sie vorsichtig mit dem Negativ umgehen, können dies unzählige sein.
Dazu setzen Sie den Gipsmantel wieder um das Negativ, evt. befestigen Sie die Ränder des Negativ mit Nadeln, damit die Kanten nicht verrutschen (Versatz). Je genauer Sie arbeiten umso weniger muss geschliffen werden (sofern dies noch möglich ist).
Danach kehren Sie die Form um und giessen Gips in die Form (dort wo das Tonmodell zu Beginn war). Beachten Sie bitte, dass Sie überlegen müssen, ob allenfalls Luftkanäle eingebaut werden müssen, damit der Gips überall hinfliessen kann (bei diesem Modell war dies der Fall beim Hinterteil und rechten Ellbogen)).Falls einige Stellen Lufteinschlüsse vorweisen nach dem Guss, kann das bei Gips teilweise korrigiert werden.

Patinieren

Die weisse Gipsstatue kann nun geschliffen werden, damit Gipsnähte verschwinden und die Figur eine schöne Oberfläche erhält. Natürlich kann die Oberfläche nach belieben gestaltet weren. Das sogenannte Patinieren ist eine eigene Wissenschaft und bietet unzählige Möglichkeiten von Farbgebung und Schattierung.
In diesem Fall wurde die Statue mit Grafitstaub eingefärbt und danach mit Wachs geschützt. Bei diesem Modell wurden bewusst nicht alle Giessnähte und "Kontaktstellen" bis auf letzte entfernt. Dies ist natürlich Geschmacksache, gibt der Skulptur aber mehr Struktur.

2. Bronzeguss
Bronze giessen ist die Königsdisziplin und funktioniert ähnlich wie der obenerwähnt Ablauf. Schliesslich aber werden nicht Gips-Skulpturen gegossen, sondern "Wachsfiguren". Das Resultat ist also ein Modell in Wachs. Dieses Wachsmodell wird mit einer hitzebeständigen Form umgeben (direkt auf die Wachsfigur). Danach wird diese Kombination erhitzt, der Wachs schmilzt und wieder besteht ein Negativ. In diese Form wird dann die Bronze gegossen (meist nicht massiv).Hier stellen sich natürlich ganz neue Probleme: Komplizierte Formen werden mit einem richtiggehenden Luftkanalsystem versehen um Lufteinschlüsse zu verhindern.
Dieser aufwendige Prozess erklärt, weshalb Bonzeguss so wertvoll ist und dem entsprechend teuer.
Qualität und Wert eines Bronzeguss sind von vielen Komponenten abhängig, da teilweise die Bronze nur sehr dünn ist und im Innern durch ein billiges Material gestützt wird. Wertvolle Güsse sind meist durch ein Siegel des Herstellers bezeichnet.
Übrigens handelt es sich bei dieser Bronzeguss-Technick um die Technik, wie sie beretis in der Bronzezeit entwickelt wurde.

3. Modell
Grundsätzlich können sie alle Skulpturen abgiessen. Dabei gibt es unzählige Technicken und Materialien. Die angewandte Technick richtet sich oft nach dem Modell:

Detailierung
Je detailierter das Modell ist, umso aufwendiger wird ein Abguss. Obwohl es bei guter Technick zu verhindern sein soll, kann es sich empfehlen, abstehende Teile abzutrennen und separat zu giessen. Nachdem alle Teile gegossen sind, werden diese wieder zusammengesetzt (bsp. das Bein bei der Skulptur links oben).

Unterschneidungen
Unterschneidungen können zum Beispiel bei einem am Körper liegenden Arm entstehen. Die am Körper liegende seite ist schmaler als die dickste Stelle des Arms. Bei starren Abgussformen (zB. Gips) lässt nach dem Abgiessen die Figur nicht mehr aus dem Negativ lösen. Bei flexiblen Abgussformen (z.B. Silikon) besteht dieses Problem kaum.

Durchstiche
Durchstiche tauchen beispielsweise oft bei Armbeugen auf, wenn das Modell beispielsweise den Arm auf der Hüfte aufstützt.Dieses Problem könnte durch Zerschneiden und späteres assemblieren gelöst werden oder aber durch eine Folie, die den Durchstich abdeckt während des Gusses.

Unikat
Abgüsse werden oft gemacht um ein Tonmodell in ein Gipsmodell zu giessen. Das Gipsmodell ist dauerhafter und die Oberfläche kann sehr gut bearbeitet werden. In diesem Falle, kann das Tonmodell bei dem Prozess zerstört werden, was oft gerne in Kauf genommen wird.
Sollte es sich beim Modell aber um ein besonderes Unikat erstellen, muss es den Abguss natürlich überdauern. Dies bezahlt man oft min einer aufwendigeren Technick.

4. Abguss-Techniken

Einige Techniken lassen sich für alle Modelle verwenden, andere nicht. Es gibt nicht die Technik für eine Skulptur. Die bereits oben erwähnten Komponenten beeinflussen die Wahl (z.B mehrer Abgüsse geplant). Folgendes sind Kriterien dazu:

Anzahl Abgüsse
Einige Technicken ermöglichen nur einen einzigen Abguss (z.B. "verlorene Form"), während andere ein mehrmaliges Abiessen ermöglicht.

Einige Abgusstechnicken zerstören das Ausgangsmodell
Wenn das Original (z.B. aus Ton) erhalten bleiben muss, eignen sich wiederum verschiedene Technicken nicht. Die Technick eignet sich aber, wenn sie ein Tonmodell in Gips giessen wollen.

Grösse
Nicht alle Abgussmaterialien eignen sich für alle Grössen, dies auch weil das Abgiessmaterial sehr teuer sein kann (z.B. Silikon)

Wiederverwendbarkeit der Abgiessmasse
Einige Abgiessmaterial können sie für mehrere Formen benützen. Sie können also einealte Form einschmelzen und für eine weitere Form benutzen. Dies ist kostengünstiger.

Detailierung
Einige Technicken ermöglichen ein genaueres Abformen beispielsweise der Oberfläche.

Formechtheit
Einige Abgiess-Techniken ergeben ein Guss, der nicht gleich gross ist (z.B. Lates). Die Form zieht sich beispielsweise beim Trocknen zusammen.

Verlorene Form Diese Technik ist sehr einfach; da aber die Form aber verloren geht beim ersten Abguss, ist sie nur für Unikate geeignet.Eine eingefärbte ca. 0.5 cm dicke Gipsschicht wird auf das Modell aufgetragen. Sie dient später als Alarmschicht. Danach wird eine weitere ca. 2cm dicke Schicht über erstere aufgetragen.

Nach dem Trocknen des Gipses wird das Tonmodell entfernt (bei komplizierten Formen auch zerstört). In das negativ wird wieder Gips gegossen. Da sich nasser Gips mit Gips verbindet, muss erst eine Trennschicht auf das Negativ aufgetragen werden.
Danach wird das negativ abgeschlagen, übrig bleibt die gegeossene Figur.
Latex Abgüsse Auf das Modell werden mehrere Schichten Latex aufgetragen (oder falls möglich das Modell in Latex getaucht). Wenn die Schichten genug stark sind, wird der Überzug abgezogen. Man erhält dann ein Negativ, dass mehrmals gebraucht werden kann. Allenfalls benötigen Sie eine Stützform (ähnlich dem Gipsmantel, in der eingangs beschriebenen Technik).
Profile Die Einfachheit eines Profils ermöglicht, viele Arten von Abgüssen. Meist ist das Problem, dass ein Profil senkrecht ist, weshalb sie eine zähflüssige Abformmasse benötigen. Silikon und einige weitere Material aus dem Bastelgeschäft eignen sich dafür sehr gut.
   

Formen-Material

Gips
Gips ist ein sehr kostengünstiges und leicht zu verarbeitendes Material. Einer grosser Nachteil ist, dass die Abgussform starr ist, die obenen beschriebenen Unterschneidungen werden schnell zu einem Problem, denn in diesem Fall muss die Form nach dem Guss abgeschlagen werden, die Form ist verloren (weshalb diese Technik "verlorene Form" genannt wird.

Latex
Latex ist ebenfalls relativ kostengünstig und für einfachere Formen gut geeignet. Leider reduziert sich die Grösse der Form beim Trocknen um ca. 10%, was bedeuted, dass der Abguss entsprechend kleiner wird.

Silikon
Silikon ist ein ausgezeichnetes Material für Abgüsse. Leider ist das Material sehr teuer und weniger leicht zu verarbeiten als die oben erwähnten Materialien. Silikon kann auch nur einmal verwendet werden.
Silikon für Abgüsse gibt es in unzähligen Beschaffenheiten, insbesondere zu unterscheiden ist:
flüssig (niedrig-vikos) - eigent sich für eingangs erwähnte Technick
zähflüssig - eignet sich zum aufspachteln oder für senkrechte Profile
hitzebeständig - eigent sich für Güsse in Metall (z.B. Zinn)

Vinamol
Vinamol ist ebenfalls sehr gut geeignet. Sein grösster Vorteil ist, dass sich das Material mehrmals verwenden lässt. Nachteilig ist, dass das Material für den Guss erhitzt werden muss.

weitere
Vorallem in Bastelgeschäften gibt es unzählige weitere Materialien. Diese bestechen oftmals durch eine einfache Verarbeitbarkeit, sind aber oft nicht für detailierte Skulpturen ungeeignet und ausserdem teuer. Für kleinere Bastelarbeiten und bei wenig Erfahrung lassen sich mit diesen Material schnell gute Erfolge erzielen.
z.B. Quickform von "Hobbytime" -
Formaform von "HobbyTime"

Probleme
Das grösste Problem ist sicherlich die Gefahr, ein aufwendiges Stück in Ton zu verlieren. Doch mit einiger Vorsicht und Geduld, wird es ihnen selten passieren. Ich habe es jedenfalls noch nie wirklich geschafft; Im Gegensatz dazu bringe ich es aber immer wieder fertig, schlechte Abgüsse zu produzieren, was fast genauso ärgerlich ist, obwohl sehr viel korrigiert und geschliffen werden kann. einige Probleme:

Lufteinschlüsse
Beim Giessen muss peinlichst genau darauf geachtet werden, dass keine Lufteinschlüsse entstehen - also lieber einen Luftkanal mehr bohren. Dies hängt natürlich von der Form des Modells ab. Denken Sie also schon beim Formen des Modells an den späteren Guss. Ich selbst tue das selten - leider. Vorallem wenn sie noch nicht geübt sind, sollten sie eher einfachere Formen herstellen.

Trennmittel
Oft verbinden sich Materialien miteinander, beispielsweise Gips auf Gips. Deshalb muss die Form mittels eines geeigneten Formentrennmittel behandelt werden. Dies ist nicht immer einfach, da gewisse Stellen nicht gut zugänglich sind, besonders bei der verlorenen Form. Vielleicht müssten Sie deshalb die Form in 2 Teile trennen, anstatt nur ein Mantel herstellen.
Ich umgehe das Problem bei der verlorenen Form oft, indem ich ein Stewalin (im Fachgeschäft erhältlich) zum giessen des Positivs benutze, da dieses sich weniger mit dem Formgips verbindet. Ausserdem ist es sehr hart und verfügt über eine schöne Oberfläche.

Freistehende Teile
Ausgestreckte Arme und Beine, Haarlocken oder Finger sind wunderschön, doch leider erschweren sie einen Abguss unheimlich. Vielleicht müssen sie die Figur auseinanderschneiden und nach dem Giessen der Einzelteile wieder zusammensetzen (obwohl Profis dies umgehen können). Jedenfalls ist es aufwendig Ausserdem braucht es ein Stück überwindung, das Orginial zu zerschneiden.

© 1999-2000 thinknact - Ivo Meier


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